

Objektiv spiegelt sich im Filter? Die einfache Lösung!
Wer mit Glasfiltern arbeitet wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im genau falschen Moment auf ein nicht ganz so offensichtliches Problem stoßen. Setzt man sie bei Gegenlichtsituationen an einem Objektiv ein, dessen Modellbezeichnung und weitere Parameter auf dem Innenring aufgedruckt sind (und das sind leider wirklich einige…), kann sich diese weiße Schrift im Filter spiegeln. Das zeigt sich sehr deutlich, denn der geringe Abstand zwischen Filter und Frontelement führt zu einer recht großen Spiegelung, die entsprechend groß vom Sensor aufgenommen wird.
Im Beitragsbild sieht man, welche Auswirkungen das haben kann. Rechts vom Stein sieht man eine Spiegelung vom Schriftzug „SUPER EBC“ und etwas schwächer „ASPHERICAL“ (links vom Stein). Je nach Motiv bedeutet das Einiges an Aufwand in der Nachbearbeitung. Man sollte auch meinen, dass Objektivhersteller hier einlenken und die üblichen Objektive für Landschaftsfotografen entsprechend mit Beschriftungen am Außenrand bedrucken, aber weit gefehlt. Hier mal eine schnelle Auflistung beliebter Objektive (die Nikon User werden sich freuen):
Objektiv | Innenbeschriftung? |
---|---|
Canon 10-18 f/4.5-5.6 | ja |
Canon 10-22 f/3.5-4.5 | ja |
Canon 16-35 f/2.8 | ja |
Canon 16-35 f/4 | ja |
Canon 17-40 f/4 | ja |
Fuji 10-24 f/4 | ja |
Fuji 14 f/2.8 | ja |
Fuji 16-55 f/2.8 | ja |
Fuji 16 f/1.4 | ja |
Irix 11 f/4 | nein |
Laowa 7.5 f/2 | ja |
Laowa 9 f/2.8 | ja |
Laowa 15 f/2 | ja |
Laowa 15 f/4 | ja |
Nikkor 14-24 f/2.8 | nein |
Nikkor 16-35 f/4 | nein |
Olympus 7-14 f/2.8 | nein |
Olympus 12 f/2.0 | ja |
Panasonic Leica 8-18 f/2.8-4 | ja |
Panasonic Leica 12 f/1.4 | ja |
Pentax 15-30 f/2.8 | nein |
Samyang 12 f/2 | ja |
Samyang 14 f/2.8 | nein |
Sigma Art 24 f/1.4 | nein |
Sony 16-35 f/2.8 GM | ja |
Sony 16-35 f/4 (Zeiss) | ja |
Tamron 10-24 f/3.5-4.5 | nein |
Tamron 15-30 f/2.8 | nein |
Zeiss Distagon T* Loxia 25 f/2.4 | ja |
Zeiss Distagon T* Milvus 18 f/2.8 | ja |
Zeiss Distagon T* Batis 18 f/2.8 | ja |
Zeiss Distagon T* Batis 25 f/2.0 | ja |
Die saubere, einfache und schnelle Lösung
Man könnte es sich nun einfach machen und die Beschriftung mit einem wasserfesten, schwarzen Filzstift übermalen. Eine etwas elegantere und vor allem reversible Lösung ist jedoch das Abkleben mittels Veloursfolie. Mit ein wenig Geschick und in relativ geringer Zeit lässt sich das kostengünstig realisieren. Benötigt werden hierbei die folgenden Materialien.
- selbstklebende Veloursfolie (Amazon Link)
- Kreisschneider (Amazon Link)
- Schneidematte (Amazon Link)
In Summe landet man dabei bei unter 20€ und hat genügend Folie für einen riesigen Objektivpark. Schwarze Veloursfolie hat generell den Vorteil extrem lichtschluckend und reflektionsarm zu sein und wird deshalb auch gerne im Kamerainneren oder aber bspw. in Gegenlichtblenden verwendet. In der oben verlinkten Variante ist sie relativ dünn und zugleich selbstklebend. Es bleibt also lediglich die Aufgabe einen einigermaßen präzisen Ring aus der Folie herauszuschneiden.
Hierbei kommt der Kreisschneider ins Spiel – das uneheliche Kind von Cuttermesser und Zirkel…
Man kann das Ganze nun natürlich höchst präzise mit digitaler Schieblehre auf 2 Stellen ausmessen und den Kreisschneider einstellen. Doch wenn wir ehrlich sind… es reicht auch ein mäßig genaues Messen mit einem Lineal. Halbe Millimeter lassen sich gerade noch so am Kreisschneider einstellen, genauer ist utopisch. Zudem wird es nicht immer gelingen einen perfekten Kreis zu schneiden und die schwarze Folie auf schwarzem Objektivinnenring verzeiht Ungenauigkeiten. Wir können also die Kirche im Dorf lassen.
Schritt für Schritt zum goldenen schwarzen Ring
Der Einfachheit halber werde ich die Anleitung in Listenform aufschreiben. Im Zusammenspiel mit den nachfolgenden Fotos sollte schnell klar werden, was zu tun ist. Für ganz Eilige: den Kreisschneider zwei Mal ansetzen und einen Ring gewünschter Größe aus der Folie schneiden.
- Außendurchmesser d1 messen
- Innendurchmesser d2 messen
- ein ausreichend großes Stück Veloursfolie abschneiden
- rückseitig auf die Schneidematte legen (durch die Schutzfolie lässt sich besser schneiden)
- den Kreisschneider auf den Radius r1 = d1 / 2 einstellen
- langsam den (Außen-)Kreis ausschneiden
- ruhig und langsam
- in mehreren Schritten
- jeweils ein Viertelkreis, danach die Unterlage rotieren
- den Kreisschneider auf den Radius r2 = d2 / 2 einstellen
- langsam den (Innen-)Kreis ausschneiden
- gleiches Vorgehen, aber behutsam – es wird nun instabiler
- die Schutzfolie vom entstandenen Ring abziehen
- den Ring vorsichtig am Objektiv anbringen
- durch das Velours hat der Ring eine gewisse Steifigkeit
- dadurch lässt sich der Ring Stück für Stück ankleben
Das Ergebnis
Durch das samtige und matte Velours erhält man auch bei nicht perfekter Vorgehensweise eine saubere Lösung. Nichts reflektiert und das tiefschwarze Velours bettet sich nahezu perfekt in das Schwarz des Objektivinnenrings ein. Wie ich finde sehr elegant und vor allem reversibel, falls ich doch irgendwann meine Objektive auf den Gebrauchtmarkt geben möchte.
An dieser Stelle geht mein Dank an André Abtmeyer und Manfred Zobrist, von denen ich die Methode und vor allem diese ideale Folie gezeigt bekommen habe. Viel besser als dieser Tipp sind aber die Fotos die die beiden Herren an den schönsten Stellen der Welt aufnehmen.